Projekt BürgerSolargemeinschaften
Energiegenossenschaften als Treiberinnen des Photovoltaik-Ausbaus
Deutschland wird seine Klimaziele nur erreichen, wenn der Ausbau der Solarstromproduktion wesentlich gesteigert wird. Doch die veränderten Rahmenbedingungen für Photovoltaik stellen Bürgerenergiegemeinschaften wie Energiegenossenschaften, Solarvereine u.a. vor große Herausforderungen. Laut DGRV-Jahresumfrage planen 34 Prozent der 835 Energiegenossenschaften im Jahr 2021 keine neuen Projekte.
Im 18monatigen Förderprojekt unterstützten wir Bürgerenergiegemeinschaften (BEGen) dabei, sich gezielt zu BürgerSolargemeinschaften weiterzuentwickeln. Neben Workshops rund um das Geschäftsfeld Photovoltaik und dem Austausch von Wissen begleiteten wir drei Bürgerenergiegenossnschaften bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle im Bereich Photovoltaik, um so zukünftig als regionale BürgerSolargemeinschaften die Energiewende weiter voranzutreiben. Verantwortliche und Aktive wurden durch qualifizierte Coaches in Videomeetings und vor Ort ein Jahr individuell begleitet.
Coaching: Modellhafte Weiterentwicklung von drei Leuchtturm-BEGen
Herzstück des Projektes ist die gezielte Weiterentwicklung von drei Bürgerenergiegemeinschaften zu lokalen bzw. regionalen BürgerSolargemeinschaften. Qualifizierte Coaches begleiten die Verantwortlichen und Aktiven in Videomeetings und Workshops vor Ort ein Jahr individuell. Im Rahmen des Coachings wird das Geschäftsfeld Photovoltaik durchleuchtet und zukunftssicher aufgestellt. Das Ziel: Die Bürgerenergiegemeinschaften erarbeiten eine individuelle Entwicklungsperspektive und setzen sie um, bauen zusätzliche Kompetenzen und Kapazitäten auf.
Workshops rund um das Geschäftsfeld Solarstrom
Photovoltaik-Geschäftsmodelle, Projektakquise, Freiflächenanlagen, Selbstbau u.a.: Während der Projektlaufzeit konnten Vorstände, Aufsichtsräte und Aktive von Bürgerenergiegemeinschaften in Präsenz- und Online-Workshops ihre Kompetenzen im Bereich Solarstrom weiterentwickeln. Start waren die Kickoff-Veranstaltungen „Lohnende PV-Projekte erkennen und gewinnen“ in Kassel und Mannheim im Herbst 2021.
April 2022 | Onlineworkshop "Gemeinsam die Energiewende im Großen vorantreiben - Photovoltaik-Freiflächen in Bürger:innenhand"
Im April 2022 starteten wir mit dem fachspezifischen Onlineworkshop "Gemeinsam die Energiewende im Großen vorantreiben - Photovoltaik-Freiflächen in Bürger:innenhand". Das Interesse war sehr groß, die 35 angemeldeten Aktiven aus der Bürgerenergie erlangten einen Blick für gute Feiflächen, Informationen zur Verfahrensregelung und wann das Geschäftsfeld für die eigene Energiegenossenschaft verfolgenswert ist. Fallbeispiele wurden vorgestellt hinsichtlich der Genehmigungsfähigkeit, Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit einzubringen und gemeinsam einer Bewertung zu unterziehen.
Juli 2022 | Onlineworkshop "PV-Eigenstrom für ALLE - Geschäftsfeld Photovoltaik für Dächer bis 30 kWp"
Im Juli erfolgte der zweite Onlineworkshop zum Thema "PV-Eigenstrom für ALLE - Geschäftsfeld Photovoltaik für Dächer bis 30 kWp". Der Onlineworkshop hatte den Anspruch einen hohen praktischem Nutzen den Aktiven von Bürgerenergiegenossenschaften zu bieten: Wertschöpfungsstufen bei PV-Geschäftsmodellen wurden dargestellt, Andreas Gißler der Heidelberger Energiegenossenschaft eG stellte vor wie dieses Geschäftsmodell innerhalb der eigenen BEG umgesetzt wird. Folgende Fragestellungn dienten zur weiteren Auseinandersetzung innerhalb der eigenen BEG mit dem Thema: Was könnte Ihr Geschäftsmodell sein? Welche Wertschöpfungsstufen sind interessant? Was können Sie jetzt? Was sollten Sie in den nächsten drei Jahren können? Welche Kompetenzen brauchen Sie? Welche Kapazitäten?
November 2022 Onlineworkshop Selbstbau - Photovoltaik-Dachanlagen gemeinschaftlich bauen
Der Onlineworkshop "Selbstbau - Photovoltaik-Dachanlagen gemeinschaftlich" stieß auf große Resonanz: Bürgerenergiegemeinschaften (BEGen) können mit dem gemeinschaftlichem Selbstbau dem Fachkräftemangel entgegentreten, ihre PV-Projekte wirtschaftlich umsetzen und möglichst viel Wertschöpfung in der eigenen Organisation halten. Zudem werden die Werte von Solidarität und gemeinschaftlichem Tun praktisch erfahrbar. BEGen haben hier einen Vorteil: Sie verfügen über genügend Mitglieder, um gemeinsam Photovoltaik-Dachanlagen selbst zu bauen. Christian Gutsche vom Bremer Solidarstrom und Kerstin Lopau von SoLocal Energy e.V., Kassel klärten alles Wichtige zum Thema Selbstbau als PV-Geschäftsmodell. Herausgearbeitet wurde, ob der gemeinschaftliche Selbstbau zur eigenen BEG passt und mit welchen BEGen aus der Region sich zusammengeschlossen werden kann.
Gemeinsamer Abschluss der drei gecoachten Energiegenossenschaften in Fulda
Beim gemeinsamen Abschlussworkshop der drei gecoachten Energiegenossenschaften stand die Vernetzung und der Austausch im Vordergrund. Alle Teilnehmer:innen erlangten einen guten Einblick in den Entwicklungsprozess ihrer Mitstreiter:innen. Herausgearbeitet wurden die entscheidenden Schlüsselfaktoren für die Entwicklung von BEGn: Der Sprung in bezahlte Kräfte, die Fokussierung auf lohnende Geschäftsmodelle, die Ansiedelung von mehr Wertschöpfung in der BEG und die Mobilisierung von Aktiven (junge Menschen und Frauen/FLINTA*).
Die NordPfalzEnergie eG aus Imsweiler konnte innerhalb des Coachings einen Vertriebsprozess für Photovoltaik-Dachanlagen entwickeln, wird in naher Zukunft die erste Dachanlage realisieren. Weitere Anlagen sind in Planung und die PV-Freiflächenanlage in Schiersfeld wird vorangetrieben.
Die Energiegenossenschaft Leipzig eG (EGL eG) aus Leipzig schärfte ihre Ziele bei der Akquise von PV-Dachanlagen und entwickelte eine Vertriebsstrategie. Zukünftig sollen PV-Dachanlagen realisiert werden und weiterhin PV-Freiflächen als zusätzliches Geschäftsmodell vorangetrieben werden. Weiterhin wurde eine Zweigstelle in Taucha mit der dortigen Klimainitiative geründet. Die EGL erhofft sich durch die Niederlassung neue Synergien in der Akquise und der Öffentlichkeitsarbeit.
Die Energiegenossenschaft Erfurtshausen eG aus Erfurtshausen entwickelte sich von einem Bioenergiedorf mit Nahwärmeversorgung und Glasfaser zusätzlich zur Bürgersolargemeinschaft.
Die erfolgreiche Umsetzung der Geschäftsfelderweiterung Photovoltaik wird aktiv weiter vorangetrieben, mit Unterstützung eines ortsansässigen Solarteurs, der die Aktiven qualifiziert. Ein Mitglied der BEG wurde innerhalb des Prozesses selbständiger PV-Dach Installateur. Das erste Dach auf dem Bürgerhaus ist als gemeinsames Dorfevent in naher Zukunft geplant, sodass Personen sich aktiv am Selbstbau dieser Anlage beteiligen können.
Die Teilnehmenden schätzten insbesondere den Austausch zu den anderen gecoachten BEGn und die Anregungen mitzunehmen. Der "Goldene Tipp" für jede Genossenschaft setzte zudem ganz individuelle Impulse für die strategische Zukunft und ermutigte weitere Schritte in Angriff zu nehmen. Auch in diesem Abschlussworkshop wurde allen Teilnehmenden bewusst wie wichtig es ist innerhalb der Bürgerenergie Kräfte zu bündeln, sinnvolle Kooperationen einzugehen und weiterhin sich zu vernetzen.
Förderer
Das Projekt BürgerSolargemeinschaften wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Die Mittelbereitstellung erfolgte auf Beschluss des Deutschen Bundestages. Ein weiterer Förderer waren die Bürgerwerke eG.